Flucht nach Uganda

Rwamwanja erreicht man durch eine kleinere Verbindungsstraße der Großstädte Fort Portal und Mbarara. Jedoch würde mensch ohne einige Ausschilderungen internationaler Hilfsorganisationen möglicherweise an der Flüchtlingssiedlung vorbeifahren, da sich Rwamwanja in der Region Kamwenge kaum von anderen ländlichen Gebieten in Uganda unterscheidet, Container oder Zeltplätze, die  mit Flüchtlingslagern der Subsahararegion in Verbindung gebracht werden, findet mensch in Rwamwanja nirgends.

Stattdessen erstreckt sich über 127,2 km² ein hügeliges Gebiet mit Bananenplantagen, Hütten, Fußballplätzen, Schulen, Maisfeldern und Marktplätzen. Die ehemals dünn besiedelte Stadt Rwamwanja wurde von den Flüchtlingen selber aufgebaut. Für Flüchtlinge aus dem Kongo wurde das Lager 2012 wiedereröffnet, zuvor wurde es in den 90er Jahren für die Aufnahme von Ruandesen verwendet. Die bei der Ankunft der Flüchtlinge von der ugandischen Regierung gegebenen 2500 m² Land zum Anbauen von Lebensmitteln und eine sofortige Arbeitserlaubnis, macht es den Geflüchteten schnell möglich sich in dem fremden Land selbstständig zu machen. Internationale Hilfsorganisationen wie das UNHCR, das WorldFoodProgram, die Uganda Red Cross Society oder die Lutheran World Federation unterstützen die Neuankömmlinge zwar durch Schulfinanzierung, Saatgut, Werkzeuge und Ernährungsergänzungen,  doch hinter jeder Hilfe sind die Ziele klar: Hilfe zur Selbsthilfe. Selbstständigkeit. Eigeninitiative.

„Everything is good here. We don´t have problems in Rwamwanja.“ -Wilfred Alituha, Uganda Red Cross Society

Neu ankommende Flüchtlinge werden nach Mahane in die Rezeption gebracht. Die Rezeption beinhaltet vier große Blockbauten in denen jeweils bis zu 600 Menschen wohnen, Sanitäranlagen, Küchen und Polizei- und Sicherheitsstationen. Normalerweise bekommen die Geflüchteten nach drei bis vier Tagen ihr eigenes Stück Land zugewiesen, doch aus Sicherheitsgründen wohnen Menschen mit Albinismus und ihre Angehörigen dauerhaft in Mahane. Innerhalb der Gebäude gebaut, um den Schlaf- und Wohnplatz auszubauen.

Neue Flüchtlinge kommen mit ihrem gesamten Hab und Gut in Rwamwanja an
Neue Flüchtlinge kommen mit ihrem gesamten Hab und Gut in Rwamwanja an
Das Schutzzentrum für Menschen mit Albinismus, das gleichzeitig die Erstaufnahmestelle für alle neu ankommenden Flüchtlinge ist
Das Schutzzentrum für Menschen mit Albinismus, das gleichzeitig die Erstaufnahmestelle für alle neu ankommenden Flüchtlinge ist
Zwei Kinder vor einem Gebäude in Mahane
Zwei Kinder vor einem Gebäude in Mahane

Nach ihrer Registrierung vergibt das Land Uganda an jeden Flüchtling über 18 Jahre 30m  x 30m bis zu 50m x 50m Land, das solange er oder sie sich in Uganda behält sein/ihr Besitz ist. Die anfangs eher großzügig vergebene Anbaufläche wird durch den großen Andrang an Flüchtlingen langsam geringer. Der Aufbau der Wohnflächen in Rwamwanja ist komplex. Die inzwischen dicht besiedelte Region beinhaltet zahlreiche Dörfer, große Straßen und kleine Wege und ein großes Zentrum, das sich an der Hauptstraße ausgebildet hat. Ugandaer und geflüchtete Kongolesen betreiben hier regen Handel, Sprachen werden vermischt und Freundschaften geschlossen. Die enge Zusammenarbeit der beiden Nationen in Rwamwanja spiegelt sich auch in der Besetzung der Stellen internationaler Hilfsorganisationen wieder, denn hier arbeiten sie Hand in Hand zusammen. Ugandaer nutzen ihre landesspezifischen und Englischkenntnisse, um mit Arbeitgebern zu kommunizieren und Konzepte und Berichte auszuarbeiten. Kongolesen wiederum organisieren den Alltag in Rwamwanja, unterstützen ihre Landsleute in Behörden und übersetzen für internationale und ugandische Vertreter. Neben der Landgabe bekommen die Flüchtlinge Unterstützung in ihrer Essensversorgung. So hat jede*r alle drei Monate Anspruch auf 12kg Mais, 2,4kg Bohnen, 11,7kg Posho (Maismehl), 0,2kg Zucker, 0,14kg Salz und 0,9kg Pflanzenöl. Die Wasserversorgung in Rwamwanja ist vergleichsweise gut, da die Lutheran World Federation zahlreiche Tiefbrunnenpumpen gebaut hat. Die Gesundheitssituation ist dafür geradezu fatal. Auf 70.000 Flüchtlinge kommt ein kleines, schlecht ausgestattetes und überfülltes Krankenhaus. Auf drei Geburtsliegen kommen teilweise sieben entbindende Frauen. Schulbildung ist wie in ganz Uganda kostenlos, jedoch kann diese in Rwamwanja nur bis zur 7. Klasse gewährt werden, da es keine weiterführenden Schulen gibt. Das frustriert vorgebildete und lernwillige Flüchtlinge enorm.

Das OPM (Office of the Prime Minister) leitet das Flüchtlingslager Rwamwanja zentral. In dem abgegrenzten Bereich befinden sich alle internationalen Hilfsorganisationen, unter anderem das Rote Kreuz, das UNHCR, das World Food Program, die Lutheran World Federation oder Windle Trust. Flüchtlinge kommen nur zur Umänderung ihrer Registrierungsdaten in das OPM. Wenn zum Beispiel ein neues Baby in die Familie reingeboren wird, hat die Familie einen erweiterten Anspruch auf Versorgungsunterstützung.

Das Rote Kreuz
Das Rote Kreuz

Die größte Herausforderung vor die junge Menschen in Rwamwanja gestellt werden, ist die Perspektivlosigkeit, die durch mangelnde Bildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten für die Jugend entsteht. Um dem entgegenzuwirken wurde das Youth Centre Rwamwanja gegründet. In dem ausgesprochen gut eingerichtete Haus nahe des Krankenhauses und des OPM verbringen täglich rund 100 Jugendliche ihre Freizeit in der Bibliothek, bei Sprachfortbildungen, an den bereitgestellten Computern, beim Trainieren in den Tanzgruppen oder an der Tischtennisplatte des Youth Centre. Weiterhin organisiert das Youth Centre größere Veranstaltungen wie zum Beispiel im Mai eine Talentsuche bei der sich die Jugend beim Theaterspielen, Singen, Tanzen und Vortragen messen konnte.